Ja, wen er berät er denn?

Juli 28, 2009

Ich habe eine neue Theorie:

Wenn man dumm wie Brot ist (weiß auch nicht, woher diese Redewendung eigentlich stammt, aber ich mag sie), keinen Schulabschluss hat, sich über Filme wie Borat und Brüno totlachen kann und Lessing für einen Kumpel von Puff Daddy oder Blöd Doofy oder Pups Niehi oder wie auch immer der heißt, hält, gibt es nur einen in Frage kommenden Beruf: Mediaberater (neudeutsch), früher auch Anzeigenverkäufer genannt.

Da muss man wirklich gar nichts für können. Auch niemanden beraten, obwohl die Jobbezeichnung dies vermuten lassen würde. Man muss auch nicht wissen, für welches Medium man eigentlich Anzeigen verkauft. Hauptsache, man sieht im Anzug nicht gar zu schlecht aus und beherrscht auf gar keinen Fall die deutsche Rechtschreibung.

Denn wenn ich jemals von einem Mediaberater eine Mail bekommen würde, die keine Rechtschreib-und Grammatikfehler enthält und halbwegs verständlich wäre, würde ich gleich mißtrauisch werden. Ein Wolf im Schafspelz? Ein Intellektueller im Gewand des Dorfdeppen? Das Misstrauen wäre auf jeden Fall da.

Genauso mißtrauisch wäre ich, liebe Mediaberater, wenn Ihr Euch bei einem Telefonat verständlich ausdrücken könntet. Nicht jeden Satz fünfmal wiederholen und einen auch mal antworten lassen würdet. Aber es gibt keinen Gap in Eurer Rede. Dabei weiß die Sprechakttheorie ganz genau: Nur bei einem Gap (also einer Lücke) hat jemand während eines Gesprächs die Chance, auch mal was zu sagen. Nur wie sag ich Euch das? Ihr hört ja nicht zu!

Da Ihr vermutlich auch nicht lesen könntet, habe ich wenig Hoffnung, dass Ihr auf diesen Eintrag stoßen werdet.

An alle anderen Leser: Ihr vermutet, dass ich gerade schlechte Laune habe? Irrtum! Dafür aber gerade ein Telefonat. Mit wem? Ihr dürft raten….


Zu blöd für Urlaub?

März 24, 2009

Für einen großen Verlag zu arbeiten, kann ja manchmal Vorteile haben. Welche das genau sind, habe ich bisher zwar noch nicht feststellen können, aber seit ich am letzten Donnerstag endlich mal „Der Teufel trägt Prada“ gesehen habe, weiß ich eins genau: So schlimm ist es bei uns zum Glück noch nicht.

Was wohl auch daran liegen mag, dass es bei uns nur einen einzigen Menschen gibt, der wirlich etwas zu sagen hat. Und das ist der Verleger himself.

Aber zurück zum Thema großes Verlagshaus. Wer geglaubt hat, dass große Verlage die Medienkrise einfach aussitzen, hat sich geirrt. Genau wie die kleineren Verlage sitzen wir da und starren betrübt auf die Anzeigenumsätze: Einfach unglaublich, dass nach Einbuchung von so wenig Anzeigenseiten schon der Druckbeginn des Hefts erreicht ist!

Doch dann kommt wieder der Moment, wo man doch die großartigen Unterschiede zwischen Großverlag und Kleinverlag bemerkt. Und zwar in dem Moment, in dem man Urlaub beantragen möchte.

Ihr glaubt, das wäre keine große Sache? Oh doch! Denn für den Urlaubsantrag benötigt man das sogenannte Vacation-Tool. Um das Vacation-Tool auch tatsächlich benutzen zu können, empfiehlt es sich, die dazugehörige 22-Seiten-Präsentation zu lesen. Sonst bekommt man eben keinen Urlaub. Pech! Oder anders ausgedrückt: Wer zu blöd für das Vacationtool ist, hat seinen Urlaub eben nicht verdient. Basta!

Nach dem Lesen der 22 Seiten war ich dann auch klug genug dazu. Und freute mich zwei Stunden lang wie Bolle, Mitarbeiter eines Großverlags zu sein.

Ja, Ihr Klein- und Kleinstverlage, da bleibt nur der blanke Neid. Denn wer von Euch hat schon das Personal, um eine 22-Seiten-Präsentation zu solch einem wichtigen Thema zu gestalten? Schade, dass es noch keine Trip-Tool gibt, in dem man seine geschäftlichen Reisen einbuchen kann. Dazu liesse sich dann doch sicher eine schöne, bunte 30-Seiten-Präsentation machen. Muss ich gleich mal irgendwo vorschlagen…

Übrigens: Irgendwelche Ähnlichkeiten mit Ironie oder ironisch angehauchten Texten wären reiner Zufall…..


Ich bin abhängig, ehrlich!

Januar 22, 2009

Jeder Journalist will unabhängig sein – eigentlich. Natürlich sind wir das alle nicht in dem Maße, wie wir es gerne wären. In Zeiten der so genannten Medienkrise (ganz böses Wort!)  ist es von den meisten Verlegern eher weniger gerne gesehen, wenn Journalist den besten Anzeigenkunden kritisch darstellt. Trotzdem: Wir halten uns alle gerne  für unabhängig beziehungsweise glauben gerne, dass wir es noch sind.

Deshalb finde ich den heutigen Beitrag von Thomas Knüwer (= Indiskretion Ehrensache) erstaunlich ehrlich.  Knüwer widerspricht einer Aussage des Buches „Geist oder Geld“ von Hans-Jürgen Jacobs (Chefredakteur von sueddeutsche.de) und sagt ganz klar, dass er abhängig sei und auch nie behauptet habe, unabhängig zu sein.

Das gefällt mir! Und egal, wie abhängig oder ehrlich Herr Knüwer ist:  So viel Selbstkritik macht Spaß zu lesen.

Ja, ein bisschen reale Selbsteinschätzung kann wohl nie schaden…