Wenn mich der liebe Gott mit etwas mehr Geduld meinen Mitmenschen gegenüber ausgestattet hätte, wäre ich vielleicht einer dieser Büromenschen geworden, die sich fröhlich und gut gelaunt an dem täglichen Bürtratsch beteiligt hätten. So fand ich meinen Arbeitsalltag in den Redaktionen manchmal mehr als anstrengend. Mich hat einfach nie interessiert, was Kollege XY am Wochenende gemacht hat, wer sich von wem und warum getrennt hat/verlassen worden ist oder dass die neue Kollegin sicher auch die neue Freundin des Chefs ist.
Dass ist auch einer der Gründe, warum ich meine Selbstständigkeit in vollen Zügen genieße. Ich muss mir nicht mehr jeden Tag Sachen anhören, die mich nicht interessieren und dazu ein Gesicht machen, dass so aussieht, als wenn es mich interessieren würde. Außerdem kommt auch nicht ständig jemand in mein Büro geplatzt, der ein Nicken auf die Frage „Ich störe Dich doch nicht?“ geflissentlich ignoriert. Es könnte also alles bestens sein. Könnte…
Gäbe es da nicht diese unselige Erfindung, die sich Instant Messaging nennt. Eigentlich sind Instant Messenger wirklich praktisch. Man kann schnell mal mit einem Kunden etwas abklären, spart sich das Tippen einer Telefonnummer oder das Warten auf eine Mail. Leider gibt es aber Menschen, die ich – freundlich ausgedrückt – als echte Skype-Terroristen bezeichnen möchte. Diese Spezies durchstöbern jeden Instant Messenger, fügen andere rücksichtslos hinzu und nutzen die Zeit im Büro damit, Menschen, die eigentlich gerne arbeiten würden, mit sinnlosen Postings (voller Emoticons) zuzutexten.
Natürlich könnte man diese Menschen einfach ignorieren. Aber dafür müsste man natürlich vorher wissen, dass es sich um Skype-Terroristen handelt. Denn natürlich kennt man ja diejenigen, die einen da hinzufügen. Und wenn es die Leute glücklich macht, habe ich auch gar nichts dagegen, den Kontakt zu bestätigen. Solange sie danach ruhig sind und mich nicht anchatten.
Aber gerade an einem Freitag scheint die Langeweilie bei vielen Kollegen und Bekannten grenzenlos. „Macht doch einfach Feierabend und geht nach Hause!“ möchte man da rufen. Doch anscheinend möchte niemand nach Hause gehen, wenn er doch an einem Freitagnachmittag seinem Chef zeigen kann, wie fleissig er in die Tasten hauen kann.
Was ich besonders interessant finde ist: Selbst, wenn man einfach nicht antwortet, bekommt man immer neue Nachrichten. Meist im Abstand von fünf bis zehn Minuten, damit man gerade wieder seine volle Konzentration wiedererlangt hat. Richtig gut gefällt mir auch, wenn mir jemand vorschlägt, ich solle mich mal nackig machen (der Rest ist nicht jugendfrei) und dann kurz danach ein „Sorry, falsches Fenster“ folgt. Nun ja, die NSA hat sicher ihre Freude an solchen Gesprächen…
Ich aber nicht! Eigentlich bleibt mir nur übrig, mir einen neuen Skype-Namen zuzulegen. Einen Namen, den ich dann garantiert NIEMANDEM verraten werde!